Die Aufstiegsversprechen der Sozialen Marktwirtschaft an unsere Gesellschaft werden schon längst kaum mehr erfüllt. Die Folgen der Bekämpfung der Pandemie verstärken noch diese negative Entwicklung.
In der Videokonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder vom 5. Januar wurde festgestellt: „Geschlossene Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen, ausgesetzte Präsenzpflicht bzw. Distanzunterricht in Schulen über einen längeren Zeitraum bleibt nicht ohne negative Folgen für die Bildungsbiographien und die soziale Teilhabe der Kinder und Jugendlichen.“
In meiner Veröffentlichung „Soziale Marktwirtschaft – Agenda 2030, Aufbruch in eine bessere ökonomische und ökologische Zukunft“, habe ich u.a. bereits 2020 Hintergründe des Bruchs der Aufstiegsversprechen erörtert und Handlungsempfehlungen gegeben. Im Kern finden Sie die Handlungsempfehlungen in den nachstehenden Thesen – zitiert aus dem Buch – wiedergegeben.
„Wer gegen Ungleichheit grundlegend und nachhaltig angehen will, hat insbesondere die Entwicklungschancen sozial benachteiligter Kinder zu verbessern und damit ihre Teilhabe am Wohlstand aber auch ihre Teilhabe als Staatsbürger zu sichern. Deutschland hat im Vergleich zu anderen Industrieländern eine niedrige soziale Mobilität. Der soziale Status des Elternhauses bestimmt auch im hohen Maße den Status der nachfolgenden Generation, von annähernd gleichen Startchancen kann auch bei einer freundlichen Betrachtung schon lange nicht mehr gesprochen werden; eher gilt die Tendenzaussage, dass in dem Land mit der Pro Kopf größten Wohlfahrtsleistung, Armut vererbbar ist. Die Kernaussage weit über die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland hinaus, dass es Kinder besser haben als ihre Eltern, sofern sie sich anstrengen, gilt bestenfalls nur noch eingeschränkt. Diese große Erstarrung in unserem Gemeinwesen gilt es zuvorderst zu überwinden. Es gilt Prioritäten zu setzen und bereits in der frühkindlichen Bildung und im Grundschulbereich alle zu einer Herstellung der gleichen Startchancen notwendigen Investitionen vorzunehmen – als Schlüssel zur Schaffung von Aufstieg und zur Armutsbekämpfung und Förderung der Hilfe zur Selbsthilfe. Nur primär zukunftsorientierte bildungspolitische Investitionen – hierzu gehört z. B. auch die notwendige Beseitigung des kommunalen Investitionsrückstands in unseren Schulen – geben nachfolgenden Generationen die Chance, weiterhin Wohlstand zu schaffen und unter anderem die Lasten des Generationenvertrages zu stemmen. Allgemein formuliert lässt sich sagen, zuvorderst nur Bildung schafft die Chance auf ein besseres Leben. Es erscheint zudem notwendig, dass Kinder bereits in der Schule den bewussten und nachhaltigen Umgang mit Geld lernen. Der notwendige Eintritt aller Bildungs- und Ausbildungsstätten in das digitale Zeitalter und die unverzichtbare Vermittlung digitaler Kompetenzen – auch durch höhere Kompetenz- und Bildungsanforderungen – schaffen die Voraussetzungen, um in der zukünftigen digitalen Arbeitswelt sowohl in der Breite als auch mit spezialisiertem Wissen in der Spitze bestehen zu können. Eine personenbezogene Begabtenförderung sollte dabei stärker angestrebt und einer weiteren Nivellierung des Bildungssystems mit sinkenden Ansprüchen entgegengewirkt werden – Intellekt und Leistungsbereitschaft müssen angereizt werden. Es bleibt grundlegend festzuhalten: Ausbildung ist die beste und nachhaltigste Investition in die Zukunft. Nicht Kollektivierung sondern eine gute Ausbildung ist eine wesentliche Grundlage zur Bildung von Vermögen und zur Glättung der Ungleichheiten in der Vermögensbildung. Kernanliegen einer auf die Zukunft gerichteten Politik müssen wieder die Schaffung und Wahrung von Bildung- und Aufstiegsversprechen sein“.