Begriffe und sprachliche Entgleisungen – aus einem kleinen, bewusst instrumentalisierten Teil der Öffentlichkeit – wie Miethai, führen zur sprachlichen Entmenschlichung der Vermieter und in Ergänzung mit Begriffen wie Mietwahnsinn und Häuserkampf, zur Förderung von Vorurteilen, auf deren Grundlage weitere Regulierungen und sogar Enteignungen von Grund und Boden und die Zerschlagung von Immobilienkonzernen gefordert werden. In einer Sehnsucht nach dem Staat, wird dieser in alter sozialistischer Manier zum guten und fürsorglichen Unternehmer hochgejubelt, der keine Rendite mit der Miete verlangt. Wer erinnert sich zudem schon gerne an die Insolvenz der gewerkschaftseigenen Wohnungsbaugesellschaft „Neue Heimat“.
„Wohnen war und ist ein menschliches Grundbedürfnis und nicht durch andere Güter ersetzbar. Bezahlbarer Wohnraum wird vielfach als Menschenrecht und heute auch von höchster staatlicher Stelle als Existenzfrage der Deutschen bezeichnet, Wohnen zur System- und Klassenfrage von politisch interessierter Seite hochstilisiert und der Markt zur Deckung dieses Menschenrechts als nicht geeignet bezeichnet.
In der Systemdiskussion wird von dieser politisch interessierten Seite medienwirksam mehr oder minder deutlich die Abschaffung der Sozialen Marktwirtschaft gefordert. Mietpreisbremsen oder -deckel und viele gesetzliche Vorgaben haben bei bestehenden Mietverhältnissen Mietpreissteigerungen über das akzeptierte Maß hinaus nicht verhindert, hatten nur eine begrenzte Wirkung und haben bestenfalls kurzfristig den Mangel verwaltet. Belastbar nachgewiesen haben sie den Mangel an Wohnraum dauerhaft vergrößert und keinen zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum geschaffen.
In den sieben größten deutschen Städten sind seit 2005 die Preise für Wohnimmobilien über 100 Prozent gestiegen, mit Berlin an der Spitze. Gerade junge Familien leiden in den Ballungsgebieten, aber auch bereits in mittelgroßen Städten unter der zu knappen Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum; eine sich verstärkende Tendenz zur Abwanderung in Umlandkommunen ist festzustellen. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen in Ballungszentren wird vielfach (bewusst) fälschlicherweise für Deutschland insgesamt eine Mietexplosion herbeidiskutiert und Vermieter zum gesellschaftlichen Feindbild und raffgierigen Kapitalisten hochstilisiert. Begriffe und sprachliche Entgleisungen – aus einem kleinen, bewusst instrumentalisierten Teil der Öffentlichkeit – wie Miethai, führen zur sprachlichen Entmenschlichung der Vermieter und in Ergänzung mit Begriffen wie Mietwahnsinn und Häuserkampf, zur Förderung von Vorurteilen, auf deren Grundlage weitere Regulierungen und sogar Enteignungen von Grund und Boden und die Zerschlagung von Immobilienkonzernen gefordert werden. In einer Sehnsucht nach dem Staat, wird dieser in alter sozialistischer Manier zum guten und fürsorglichen Unternehmer hochgejubelt, der keine Rendite mit der Miete verlangt. Wer erinnert sich zudem schon gerne an die Insolvenz der gewerkschaftseigenen Wohnungsbaugesellschaft „Neue Heimat“.
Es wird in einem Linkstrend und Staatsumbaufantasien, die besonders von der Berliner Politik als Keimzelle radikaler Ideen ausgehen – nach Auffassung der Vorsitzenden Demokratische Linke 21 in der SPD ist der Mietendeckel ein bundesweit zu übernehmendes „sozialdemokratisches Projekt vom Feinsten“ –, ausgeblendet, dass z. B. Enteignungen, Deckel oder Bremsen keine neuen Wohnungen schaffen, sondern eher das Problem verschärfen und – so wird gelegentlich auch die Auffassung vertreten – „einen Angriff auf die Altersversorgung der Mittelschicht“ darstellen. Der Kern des Problems – mangelnder Wohnraum durch zu wenig Bautätigkeit – (in Berlin liegt der Fehlbedarf bei ca. 100.000 Wohneinheiten) ist nicht zuletzt das Ergebnis einer verfehlten insbesondere kommunalen Wohnungsbaupolitik und einer Politik des lockeren Geldes. Es besteht z. B. die Sorge, dass der private Wohnungsbau nachhaltig Schaden nimmt, Vermieter weniger bereit sein werden Wohnraum für Vermietungen, insbesondere durch Neubauten, zur Verfügung zu stellen sowie notwendige Renovierungen vorzunehmen. Ein künstlich gedrückter Mietpreis – auch z. B. bewirkt durch einen überteuerten öffentlichen Rückkauf von Wohnraum, der dann zu niedrigen Mieten angeboten wird – und damit das Ausschalten des Preises als Steuerungsinstrument, schafft den Markt ab – regt zusätzliche Nachfrage an und kann darüber hinaus die Entstehung eines Schwarzmarktes für begehrte Wohnungen begünstigen. Zur Lösung des Problems eines zu knappen Wohnraums braucht es mehr Wohnungen, insbesondere auch durch eine größere Bereitstellung von Bauland. Dabei gilt es im Besonderen Marktkräfte zu mobilisieren, damit mehr gebaut wird. Im Gegensatz hierzu mobilisieren Deckel und Obergrenzen Kräfte zur Entfaltung von Bürokratie und zur Verwaltung des Mangels. Berlin stellt in einem ersten Schritt zur Überwachung des Mietendeckels 200 neue Mitarbeiter ein.
Grundsätzlich wird in der Diskussion gerne das Wissen zur Seite geschoben, dass es gerade der Staat ist, der erheblich zur aktuellen Wohnungsnot beigetragen hat und davon auch noch profitiert. Wir haben weniger ein Marktversagen als ein Politikversagen. Erheblich gestiegene Grunderwerbsteuern, gestiegene Hebesätze bei der Grundsteuer, ständig verschärfte energetische Vorgaben und lange dauernde Baugenehmigungen sind Beispiele für eine staatliche Preisbeschleunigungs- und Verhinderungspolitik im Wohnbereich. Dass im Fall z. B. von Berlin, die vor vielen Jahren von der landeseigenen Immobiliengesellschaft an eine private Gesellschaft verkauften Wohnungen in einem weitestgehend herunter gekommenen Zustand – und weil das Geld fehlte – in einem Sanierungs- und Bewirtschaftungsstau waren, der landeseigenen Gesellschaft die Überschuldung drohte und ca. 100.000 Wohnungen leer standen, wird ausgeblendet. Der Staat war und ist eben nicht der gute und bessere Bauherr. Drohende Enteignungen schrecken besonders private Investoren ab. Umstrittene Mietpreisspiegel (gelegentlich als „ein Amateurprodukt voller Fehler“ bezeichnet) haben vielfältig nichts mehr mit der Realität zu tun und verhindern durch eine pauschale Anwendung eine „viertelgerechte“ Zuordnung. Eine gewisse Erwartungshaltung auf Besserung ist hier jedoch durch die Arbeiten der Bundesregierung zur Reform des Mietpreisspiegels angebracht.
Staatliche Vorgaben und Normen – nicht nur im Umweltschutz – mit z. B. 16 verschiedenen Landesbauordnungen – begünstigen zudem die Preissteigerungen auf den Immobilienmärkten. Die Wohnbevölkerung in Deutschland steigt – nicht zuletzt durch Nettozuwanderung, einhergehend mit einem Anstieg der Nachfrage nach Wohnungen für Singles. Der Zuzug in unsere Metropolen ist – trotz anderslautenden Prognosen und damit Fehlprognosen – ungebrochen, die Globalisierung begünstigt den Zustrom liquider Mittel, einhergehend mit einer Generation von Erben, die nach Anlagemöglichkeiten bei kaum gegebenen Habenzinsen suchen. In Ballungsgebieten finden Akademiker eher entsprechende Arbeitsplätze einhergehend mit einem in der Regel guten kulturellen Angebot. Überteuerte Bestandswohnungen werden gekauft, in Ballungsräumen explodieren die Grundstückspreise, die Bauwirtschaft arbeitet an der Kapazitätsgrenze. Und nicht zuletzt – allgemein formuliert und besonders wichtig – billiges Baugeld (als Nebenwirkung lockerer EZB Geldpolitik) befeuert die Bauinflation. Die Wohnungsnot wird in Berlin zudem nicht zuletzt durch einen internationalen „Berlin-Hype“ verstärkt.
Die Unzufriedenheit der betroffenen Bürger – einhergehend mit einem Vertrauensverlust in die Soziale Marktwirtschaft, wird sie doch von bestimmter politischer Seite als Verursacher der Misere dargestellt – ist verständlich und nachvollziehbar. Bedenklich muss jedoch das Ergebnis einer Umfrage stimmen, dass ein staatlicher Eingriff in den Wohnungsmarkt von über 40 Prozent der Bevölkerung bejaht wird und über 40 Prozent sogar das Enteignen von Konzernen im Wohnungsbau befürworten. Das Herauskramen alter – und wichtig: gescheiterter – sozialistischer und kommunistisch/marxistischer Kollektivierungsexperimente der Enteignung und Planwirtschaft sollten jedoch spätestens nach dem Untergang der DDR in Deutschland eher auf die Müllkippe der Geschichte gehören. Dabei mag es nicht verwundern, wenn ein bestimmtes politisches Klientel einmal mehr versucht, populistisch die Grundfesten der Sozialen Marktwirtschaft in Frage zu stellen. Ja sie führen sogar dazu, dass die Bereitschaft der Bürger sinkt, neuen und zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Es ist sich immer zu vergegenwärtigen, dass es zur Schaffung von günstigem Wohnraum besser ist zu bauen als Mieten zu deckeln. Erfahrungen insbesondere aus dem Ausland zeigen die langfristigen Folgen von Mietdeckeln: Es wird kaum noch gebaut, der Bestand verfällt. Es kommt zur Tendenz der Umwandlung in Eigentumswohnungen und in der Folge zu einem reduzierten Angebot von Mietwohnungen.
Wir müssen unsere Kraft auf die Schaffung von mehr Wohnraum und nicht auf weitere Regulierungen des knappen Wohnraums stecken. Die öffentliche Hand hat ihr fehlerhaftes Verhalten – auch basierend auf den Fehlprognosen – zu korrigieren und der Realität anzupassen; die vielerorts anzutreffende restriktive Baulandpolitik – mit der Ausweisung von Bauland sind zum Beispiel Folgekosten in der Infrastruktur verbunden – ist umgehend aufzugeben. Es bedarf keiner kurzatmigen Symbolhandlungen, sonders es bedarf für Investoren im verstärkten Maße längerfristige Sicherheit in der Planung und Investition von Bauvorhaben. Es bedarf dabei auch einer Ausweitung von Stellen für Ingenieure und Fachkräften in den zuständigen Behörden, damit beabsichtigtes Bauen auch schneller zum Vollzug gelangt. Öffentlicher Grund und Boden ist auf dem Grundstücksmarkt verstärkt anzubieten – und dabei die notwendigen Voraussetzungen auch zum zusätzlichen Ausweis von Baugrund zu schaffen. Die verteuernden Bauvorschriften und Regeln sind unter Berücksichtigung aller Sicherheitsstandards zu lockern und zu vereinfachen, damit Wohnraum wesentlich günstiger geschaffen werden kann. Dies auch vor dem Hintergrund, dass sich von 1990 bis heute die Zahl der Vorschriften und Verordnungen im Baubereich von ca. 5.000 auf ca. 20.000 erhöht hat. Die gesetzlichen Grundlagen im Hinblick auf eine Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren sind zu überarbeiten. Es sollten z. B. stärker die Möglichkeiten zum Ausbau von Dachgeschossen, der Aufstockung von Gebäuden, der Schließung von Baulücken durch Verdichtung genutzt werden. Es darf letztendlich – eventuell durch Landesöffnungsklauseln – nicht zu einer Reform der Grundsteuer kommen, die insgesamt zu einer Verteuerung von Mieten führt und einer komplexen Wertermittlung bedarf. Im größeren Umfang sind gesetzliche Grundlagen zur Eindämmung und Verhinderung ungerechtfertigter Mietpreiserhöhungen zu schaffen, wobei zu beachten ist, dass „Miethaie“ und „Mietwucher“ – aber auch „Mietnomaden“ – nicht der Regelfall sind.
Mehr Bauen muss mit einem konsequenteren Mieterschutz einhergehen. Damit kurzfristig die Not der betroffenen Menschen gelindert und/oder sogar tendenziell beseitigt werden kann, ist unverzüglich eine stärkere Subjektförderung in der Wohnungspolitik einzuführen. Dies heißt konkret, dass – nicht nur vorübergehend – nach einer Prüfung der Bedürftigkeit, den betroffenen Personen Mietzuschüsse/Wohngeld zu gewähren ist. Eine Subjektförderung hat gegenüber einer Objektförderung (z. B. Kommunales Wohnungsbauunternehmen oder Subventionierung privater Anbieter) den Vorteil einer höheren sozialpolitischen Treffsicherheit sowie geringerer Eingriffe in die marktliche Allokation. Der zusätzliche bürokratische Aufwand wird in der Wohnungspolitik als relativ gering angesehen. Sorgen und Zweifel sind angebracht, ob die Politik die Einsicht und Kraft hat, die notwendigen Entscheidungen zu treffen.
In der Diskussion um fehlenden und bezahlbaren Wohnraum gerät vielfältig in den Hintergrund, dass in Deutschland knapp über zwei Millionen Wohnungen – dies ist eine Leerstandsquote von knapp über fünf Prozent – leer stehen und zudem – amtlich festgestellt – ein großer Baustau (und auch Investitionsstau) besteht. Mit einer hohen Konzentration im Osten der Republik – in Sachsen beträgt zum Beispiel die Leerstandsquote über 10 Prozent –, wird in Deutschland Wohnungsleerstand zu einem größeren Problem. Es gilt, die Kommunen gebietsübergreifend – ähnlich der Programme in der Städtebauförderung – zu fördern. Im Focus sollte hierbei insbesondere eine Stärkung des innerörtlichen Bestands und von Gewerbeflächen zur besseren Vermeidung von Leerstand stehen“.